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Mauga | Meinungen

Prof. Dr. Erik Schmid, Hochschule Niederrhein

Mauga malt

Annäherung an ein Werk

Mauga malt. Man muss das so lapidar sagen, weil ihre Bilder die Bedeutung des Malerischen in der Bildnerei laut und satt vor Augen führen. Man kommt an diesen Bildern nicht vorbei. Ihre Präsenz ist künstlerisch unzweifelhaft und zeigt sich in einem Feuerwerk von  Farben, das aus Komplementäreffekten, dramatischen geschichteten Lichtführungen und aus einer inneren Notwendigkeit heraus den Betrachter zwingt. Hat man diesem Leuchten der Bilder  ja, diese Bilder scheinen tatsächlich Licht zu spenden!  nachgegeben, tun sich weitere Aspekte auf; motivische und grafische.

Maugas Motive sind Landschaften, Veduten, Menschen; meist gibt es Serien dieser Motive. Diese Motive dienen freilich mehr der malerischen Potenz, als dass sie diese verunsichern könnten. Es ist vielmehr so, dass das malerische Wollen die Motive instrumentalisiert, sie also interpretiert und zu einer Vorstellung innerer Anschauung der Künstlerin macht. In dieser Sehweise steht Mauga der Tradition der expressiven Moderne nahe. So weit ist Maugas Malerei gut zu verstehen und einzuordnen. Sie besitzt schon an dieser Stelle der Betrachtung eine so große Überzeu- gungskraft, dass man sie schon mag, oder eben nicht.

Neben dem leidenschaftlich Malerischen und  den Motiven jedoch kommt etwas Drittes, sehr Bemerkenswertes hinzu, was diesen Bildern eine dauerhafte Energie und damit  Mittelbarkeit verleiht. Die Rede ist von zahlreichen und abenteuerlichen Binnenstrukturen, von Bildern im Bild sozusagen.

Da ist zunächst das Grafische; kleine, grafische Elemente, die mal tatsächlich mit Kreide ihren Platz finden, aber auch mit dem Pinsel Gestalt werden. Dies ist immer dann der Fall, wenn Mauga einzelne Farbfelder, die natur- gemäß  nicht selten motivisch gebunden sind, mit unter- schiedlichsten spontanen „Binnengemälden“ kombiniert. Dadurch gerät der große malerische Wurf in einen spannungsvollen Konflikt mit der einer Pinseletüde hier und einer notwenig gewordenen Kreideeinzeichnung da. Dann bekommen Farbfelder Risse, Orientierung, Patina und werden zu Funktionen des Bildwollens, auch im Detail. Das Plakative des ersten Schauens erfährt darin einen Grund, eine gleichsam nachgeliefert zwingende Kausalität.

Wer das sieht, dem wird auch schnell klar, warum diese Künstlerin Motive braucht, wo sie doch die Farben an sich und den Duktus, den unmittelbaren Ausdruck so braucht und liebt, kurzum,  warum diese Bilder nicht abstrakt sind. Es ist so, dass das Motiv vermitteln muss.

Es muss vermitteln zwischen dem Großen und dem Kleinen, zwischen der Wirklichkeit draußen und der Befindlichkeit innen, zwischen dem ganzen Bild und den Bildern in diesem Bild. Dieses Schauen erinnert uns daran, dass die Anschauung der physischen Welt eine Form der Einverleibung ist, eine Form der sinnlichen Vereinnahmung und dass die Dinge weder so sind wie sie beschrieben werden, noch so, wie sie aussehen. Sie sind die Funktion unserer Vorstellung. In den Bildern sind sie die Funktion von Maugas Vorstellung als bildnerischer Auswurf.

Was passiere, wenn sie nicht male, fragte ich sie. Sie bekomme schlechte Laune, antwortete sie. Das Bunte dieser Bilder ist also keineswegs Abbild einer Gute-Laune-Weltsicht, sondern ein Arbeitssieg, der durch Anschauung und Arbeit Weltsicht schafft, in der Innen und Außen, Selbst und Seiendes zur Einheit werden.

Ist das nicht genau das, was Kunst leisten muss ... ? Muss Kunst nicht die Differenz zwischen dem Ich und der Welt ästhetisch bewältigen? Anders: Wollen wir nicht alle Privates mit Öffentlichem bestmöglich, also auch gefällig verbinden? Wohl! Und wie gut können das Bilder! Und dies leisten diese Bilder. Sie sind laut im Antritt, eloquent und zweifelnd in der Ausführung. Und weil Mauga diesen Spagat malerisch bewältigt, malt sie weiter!

Gabriele von Mauschwitz, Galeristin

Feuerwerk der Farben und Formen      

Eine Begegnung mit der Künstlerin Mauga Houba-Hausherr

In einem Bild versinken, vergessene Gefühle aufleben lassen und in geschlossenen Räumen die Wärme der Sonne fühlen - so meine erste Bekanntschaft mit  Arbeiten der Künstlerin Mauga Houba-Hausherr.

Die Kunst, Emotionen zu malen, ist die zentrale Aussage ihres künstlerischen Schaffens .

Mit ihrer expressionistischen Art, die Einzigartigkeit der Welt einzufangen, wird uns bewusst, wie wertvoll und bewahrenswert diese ist.

Mit ästhetischen Farb- und Formexplosionen werden wir in eine authentische Gefühlswelt einbezogen, die in heiter unbeschwerter Weise mit unseren eigenen Erinnerungen und Emotionen verschwimmt.

Die Arbeiten der Künstlerin begegnen uns zunächst durch ihre expressive Farbigkeit, die uns  in das schwirrend heiße Italien entführt oder die Kühle des geheimnisvollen Schlesien aufleben lässt. Flächige Farbbereiche und liebevolle Details ergeben die Gesamtkomposition eines „durchfühlten“, interpretierten Bildes.

Die extreme Leuchtkraft ihrer Farben verleiht den Leinwandarbeiten bei Dämmerung einen geheimnisvollen, fast poetischen Charakter. 

Mit ihrer Kunst macht Mauga Houba-Hausherr das Verborgene sichtbar und damit für den Betrachter ein „sinnliches“ Erleben unserer Welt möglich.

Die Darstellung banaler Gegebenheiten, z.B. Wäscheleinen in Venedig oder schiefe Einfamilienhäuser in Skandinavien, bekommen durch die Künstlerin eine Eigendynamik, die ganze Geschichten in unseren Köpfen entstehen lässt.

Mauga Houba-Hausherrs Kunst hat keinen erhobenen Zeigefinger, sondern zeigt uns, wie wichtig die positive Betrachtung unserer Umwelt in Zeiten wirtschaftlicher, politischer und ökologischer Probleme ist.Nur mit diesem „liebevollen Blick“ ist es uns möglich, Vergänglichkeit zu erkennen und die richtigen Schritte zur Bewahrung einzuleiten

Ewa Parma

Mauga. Das Mädchen, das Feuer geschluckt hat

Aus der Kindheit erinnere ich mich nur

an den Ruß auf den Fensterbänken

den Himmel über Katowice

in ewigen Rauch eingehüllt.

Ich war damals in Feuerschlucker verliebt

mit Begeisterung öffnete ich meinen Mund

wenn die Flammen in ihren Mündern verschwanden,

schluckte sie mit ihnen zusammen.

Abends hatte ich mir die Finger verbrannt,

die Nase und die Zopfspitzen,

sie waren wie abgesengte Pinselchen.

Das Feuer aber war mir nie gehorsam.

Da habe ich auf den Zirkus verzichtet,

habe mit Pinsel in der Hand das Feuer umgewandelt,

das Feuer,

das von alleine über die Leinwand gleitet

wie amarantrote Flammen im Tropenwald,

ein Feuerschein,

vergossen bis zum Horizont

Ich habe mich entschieden:

sommerlich warm werden meine Kleider und mein Garten

sommerlich heiß aber mein Leben. 

Seitdem steht mein Haus im ewigen Feuer

und ich gehe hinein

wie ein Salamander

in den brennenden Ofen.

Übersetzung aus dem Polnischen von Johanna Kern; den preisgekrönten Originaltext finden Sie hier.

Dr. Mats Kehrmann, Journalist

Das Mädchen, das Feuer geschluckt hat - Die Malerin Mauga Houba-Hausherr

„Das Mädchen, das Feuer geschluckt hat“ („Dziewczynka, która polknela ogien“) ist der Titel eines Gedichtes, das die polnische Lyrikerin Ewa Parma im Jahre 2006 verfasst hat. Von einer Kindheit an rußigen Fensterbänken in Kattowitz ist dort die Rede, vom Himmel, der in ewigen Rauch eingehüllt ist, und von der Sehnsucht nach Farbe, Licht und Wärme.

Der Impuls für dieses Gedicht war das farbgewaltige Gemälde eines Mädchens, das eben dort zu Hause war, jenes Mädchen, das Feuer geschluckt hat und viele Jahre später die Sonne in ihre Bilder gießt: die Malerin Mauga Houba-Hausherr.

Geboren Anfang der sechziger Jahre im nämlichen Katowice, dem Zentrum der polnischen Schwerindustrie, aufgewachsen ein wenig weiter westlich im Raum Oppeln, wird nicht nur ihr selbst, sondern glücklicherweise auch ihren Eltern schnell deutlich, wohin es mit dem Mädchen gehen wird: Nicht Sprachen interessieren sie, keine Wissenschaften, sondern einzig und allein die Kunst. Die Förderung dieses Interesses und des offenkundigen Talentes setzt früh ein. Ihr Leben sei deshalb im Grunde nicht sehr spektakulär verlaufen, sagt Mauga später einmal spitzbübisch in einem Radio-Interview; eigentlich habe sie sich immer nur der Malerei gewidmet.

Die stilistische Verbundenheit mit dem starkfarbigen, konturenreichen Expressionismus ist in ihren Werken schon früh gegenwärtig. „Für mich ist das die passende Ausdrucksform“, erklärt Mauga. „Da ich kein sehr dezenter Mensch bin, können es meine Bilder auch nicht sein.“ Diese nämlich kennen in der Regel kein „Dazwischen“ und genau so verhält es sich mit den Betrachtern. Maugas Bilder liebt man oder eben nicht. „Damit kann ich allerdings gut leben“, meint die Malerin.

Den politischen Ansatz der meisten klassischen Expressionisten hat sie indes nicht übernommen. Ihre Themen sieht sie vorzugsweise nicht in den Widersprüchen des Lebens, in Krieg und sozialem Elend; ebenso wenig versteht sie ihre Arbeit als Protest gegen die bestehende Ordnung und das bürgerliche Leben. „Ich will eher vermitteln, zum Miteinander aufrufen und die Menschen zusammenführen“, erläutert Mauga. Die dazu erforderlichen  intersubjektiven Identifikationsmuster liefere sie mit ihren Bildern.

Deshalb sei der Name der im Jahre 1905 von den wichtigsten Vertretern des Expressionismus ins Leben gerufenen Künstlervereinigung „Brücke“ ihr Programm geworden, sehe sie sich doch in ihrer Eigenschaft als Polin und Deutsche zugleich auch in ihrer Kunst als Mensch, der Brücken brauche, um diese in die jeweils gewünschte Richtung zu überqueren und dort vom gegenüberliegenden Ufer zu berichten.

Stilistisch also dem Expressionismus verbunden, steht Mauga in theoretischer Hinsicht auf dem ganz anderen Fundament des polnischen Kolorismus, der ohne weitere Beachtung politischer oder gesellschaftlicher Kontexte gleich welcher Art das Bild als Ziel sieht, dabei durchaus nicht frei von einem Hang zum Dekorativen ist und sich aus dem Glauben an die ewige Kunst nährt. Dass diese Haltung auch Mauga ebenso wie den im sog. Pariser Komitee vereinten Koloristen wie z.B. Jan Cybis, Jozef Czapski oder Piotr Potworowski mitunter den Vorwurf des Ästhetismus, Eskapismus und eines ostentativen Piktoralismus einträgt, stört sie nicht. „Ich will und kann nichts anderes als malen“ sagt Mauga, „und ich male, um zu malen.“ Dass ihre die Harmonie und Klangfülle der Farben und Formen betonende l’art pour l’art als Ästhetik um ihrer selbst willen, als Realisierung des ästhetisch Schönen im autonomen Kunstwerk letztlich über sich selbst hinausweist, eine begrenzte Wirklichkeit überschreitet und transzendiert und damit letztlich eo ipso politisch ist, sollte bei all dem nicht vergessen werden.

„Wenn im modernen Kunstbetrieb allerdings zunehmend die Sperrigkeit zum Qualitätsmerkmal erhoben und andererseits das Ästhetisch-Schöne zur Plakatmalerei erklärt wird, dann bin ich wohl keine rechte Künstlerin“, stellt Mauga dazu mit ironischem Augenzwinkern fest.

Dass über die Jahre hinweg viele ihrer Werke nicht nur in Privatbesitz übergangen sind, sondern auch öffentliche Räume z.B. im Berliner Umweltministerium oder in den Rathäusern von Duisburg und Krefeld zieren, macht deutlich, dass die kunstinteressierte Öffentlichkeit durchaus anderer Meinung ist. Ebenso zeugen die zahlreichen sehr erfolgreichen und gut besuchten Einzelausstellungen von Interesse und Wertschätzung ihrer Kunst.

Dass Mauga nicht nur beim Malen selbst, sondern auch darüber hinaus Sinn für spektakuläre Inszenierungen hat, tut ihrer Popularität durchaus keinen Abbruch, im Gegenteil. Für eine bezeichnenderweise „Auch mal anders“ übertitelte Ausstellung in einer Duisburger Galerie Bilder z.B. an der Decke zu platzieren und die Gäste auf einem fahrbaren und mit einem wundervoll kitschigen roten Herz als Kopfpolster ausgestatteten Holzbrett durch die Ausstellungsräume zu ziehen, um ihnen, wie Mauga seinerzeit formulierte, beim Betrachten eine Genickstarre zu ersparen, entpuppte sich als ungewöhnliches und begeistert aufgenommenes Konzept. Nicht weniger spektakulär war der Tanzboden, den sie im Rahmen einer Kooperation mit einer Kölner Tanz-Compagnie für eine Neuproduktion gestaltete: 70 Quadratmeter Leinwand, deren Formen und Farben nicht etwa den Tanz illustrierten, sondern vielmehr der Ausgangspunkt für die Choreographie waren.

Auch eine ihrer der jüngsten Ausstellungen, die im oberschlesischen Ozimek unter dem Titel „Okna“ („Fenster“) stattfand, zeigt die Ungezwungenheit und Offenheit, mit der Mauga ihre Arbeit angeht. Im Mittelpunkt nämlich standen Gemälde, die mit Texten der polnischen Lyrikerin Ewa Parma korrespondieren, insofern nämlich als sie entweder ein literarisches Motiv aufgreifen und malerisch umsetzen oder auch umgekehrt ein Bild der Inspiration der Dichterin diente. Dass dieses Konzept vor Ort hohe Wellen schlug, von den Medien überschwänglich transportiert wurde und weitere Ausstellungen in anderen polnischen Städten geplant sind, macht mehr als deutlich, dass Mauga mit ihrer Arbeit das gelingt, was sich in der Politik oftmals als zähes und mühevolles Geschäft erweist: der von Neugier und Sympathie getragene vorbehaltlose Brückenschlag.